„Katzenlady? – Woher kennt der meinen geheimen Namen?“

– so wird eine auf der Bühne dargestellte Gewalttat seltsam komisch. Eineinhalb Stunden. Zwischen Lachen, den Atem Anhalten und unangenehm berührtem Wegschauen. Ein Stück voller Kontraste, es passt nichts zusammen. Und doch erzählt es die, auf dem Roman „A Clockwork Orange“ von Anthony Burgess basierende Geschichte von Alex und seiner Gang sehr eindrucksvoll.

Gleich zweimal haben wir „Clockwork Orange“ in einer Kritik beleuchtet.

Wer den Roman oder dessen Verfilmung von Stanley Kubrick kennt, erwartet wohl vier taffe Jungs auf der Bühne. Aber ganz im Gegenteil: In dieser Inszenierung werden die „Droogs“ von vier taffen Frauen gegeben. Godje Hansen, Alexandra Lukas, Varya Popovkina, Carolin Wiedenbröker und in ständig wechselnden, meist Opfer-Rollen Stefan Hornbach. Die anfängliche Skepsis über den Geschlechtertausch ist allerdings schnell vergessen auch den weiblichen Droogs möchte man nachts auf der Straße lieber nicht begegnen.

klein1Sie prügeln, vergewaltigen und töten, trotz einiger besuchter Besserungsanstalten. Wird Alex noch einmal bei einer Straftat erwischt, landet er im Knast. Zu seinem Verhängnis wird sein schlechter Umgang mit seinen Freunden, er schlägt sie, beleidigt sie und behandelt sie wie seine Schafe, die määähend vor ihm auf dem Boden liegen. Irgendwann reicht es ihnen und sie lassen ihn bei einem Einbruch auflaufen. Alex bricht in ein Haus ein während die anderen draußen warten bis er von innen die Türe öffnet. Als die Polizei im Anmarsch ist und Alex flüchten will schlagen seine Freunde ihn zusammen und lassen ihn vor dem Haus zurück. Alex landet im Knast. Er versucht dort wieder raus zu kommen und meldet sich für ein Experiment in dem er, innerhalb von zwei Wochen, resozialisiert werden soll. Unter Zwang muss er sich stundenlang Videos von Gewalttaten ansehen, solange bis ihm schlecht davon wird. Als er wieder freigelassen wird ist er absolut gewaltunfähig, allerdings in der Umgebung in welcher er wohnt auch lebensunfähig, er wird zum Opfer.

klein2Eigentlich eine blutige Geschichte, in diesem Fall eher eine milchige, denn zur Darstellung und Verdeutlichung von gewalttätigen Handlungen wird hier einfach Milch verwendet. Die Bühne, einfach nur ein schwarzer Raum. Das ganze wird untermalt von Musik: Beethoven, der auch im Buch eine wichtige Rolle spielt, gefolgt von Songs wie „Hit me baby one more time“ von Britney Spears und „Angel of death“ von Slayer. Das passt eigentlich nicht zusammen und doch ergibt es ein Bild. Um mit so wenig auf der Bühne und so vielen Kontrasten im Konzept eine Geschichte zu erzählen, braucht man verdammt gute Schauspieler und die hat man. Für alle die den Roman oder den Film kennen ist dieses Stück ein absolutes Muss, alle anderen sollten eher Abstand dazu halten, da die aus dem Roman übernommene Jugendsprache Nadast oft für undurchsichtige Dialoge sorgt und die Handlungen manchmal vielleicht zu willkürlich erscheinen. Alles in allem ist es eine tolle Inszenierung die leider nur sehr kurze Zeit zu sehen ist.

Dieses Stück entstand aus der Zusammenarbeit Der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Stuttgart und der staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart. Zu sehen ist es nur noch am Donnerstag den 28.05., Freitag den 29.05. und Samstag den 30.05.

Text: Annika Stahn
Bilder: Robert Sievert