Peer Gynt – Schaurig schön

„Peer Gynt“ // 02.12.2018 // Staatsoper Wien

Schneebedeckt sind die Wiener Straßen an dieser Wiederaufnahme des Handlungsballetts „Peer Gynt“ an der Wiener Staatsoper, in der Inszenierung von Edward Clug. Die Schneelandschaft setzt sich fort, auf der Bühne: Alpinaweiß strahlt ein runder Steg, dessen Inneres einer Manege gleicht, im Hintergrund thront ein eindrucksvoller Berg aus aufgeschütteten Steinen.

Eine Taumsequenz eröffnet das Stück, Peer Gynt, getanzt von Jakob Feyferlik, jagt einem Hirsch hinterher. Zunächst bleiben sie auf Abstand, nähern sich allmählich an und tanzen schließlich miteinander. Es ist ein magischer Moment, wenn Zsolt Tötök das tanzende Huftier zum Leben erweckt, auf tatsächlich vier Hufen; die vorderen erinnern an Krücken, durch die er sich vor und zurück schwingt.

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So verfroren man das Operngebäude betreten haben mag, bricht diese Sequenz das Eis, man taut innerlich förmlich auf. Als Zuschauer begleitet man Peer Gynt auf emotionalen Stationen seines Lebens, erlebt ihn als strahlenden, verliebten Mann, ebenso wie in Situationen tiefer Enttäuschung. Stark muss er sein, wenn man im Dorf mit dem Finger auf ihn zeigt, nach einer grandiosen Choreographie mit Holzscheiten als kleine Podeste, die das Ensemble als dörfliche Bevölkerung glänzen lässt.

Unterkriegen lässt er sich nicht, von den Dörflern, im Gegenteil. Einzelgänger ist er, und das eröffnet ihm Tore zu fantastischen Welten: Er trifft auf Trolle, die schaurig komisch in wurzelartigen Kostümen ihre Trolligkeit zur Schau stellen. Unter ihnen die Frau in Grün, von der Ersten Solistin Nikisha Fogo hervorragend verkörpert. Sie strahlt in der Rolle dieses zauberhaften Waldwesens, wie sie die Mähne aus grünem, moosartigem Haar verführerisch in den Nacken wirft.

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Eine fantastisch düstere Welt birgt der Auftritt des Todes, in bodenlangem schwarzem Gewand, dem Eno Peci eine ganz eigene Körperlichkeit verleiht. Peer Gynt wird unmittelbar mit dem Tod konfrontiert, die beiden reichen sich die Hand, ein berührender Moment.

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Mit musikalischen Werken von Edvard Grieg strahlt das Orchester der Wiener Staatsoper unter der musikalischen Leitung  von Simon Hewett den ganzen Abend hinweg. Ein sehenswertes Gesamtwerk aus Bühnen- und Kostümbild, Tanz und Musik – schaurig schön.

Text: Leah Wewoda
Bildrechte: Wiener Staatsballett / Ashley Taylor