Der einsame Weg

„Der einsame Weg“ // Theater in der Josefstadt Wien

Zugang zu seinen Gefühlen, das hat keine der handelnden Personen in „Der einsame Weg“  in der Inszenierung von Mateja Koležnik im Theater in der Josefstadt Wien. Die einfachste Möglichkeit, sich der Auseinandersetzung mit sich selbst zu entziehen, ist die Tür hinter sich zu schließen – alles andere könnte weh tun.

Die Figurenkonstellationen sind verstrickt, jede hat ihren Hintergrund, „ihr Päckchen zu tragen“. Eine zerrüttete Familie, die Mutter, Gabriele Wegrat, todkrank, ihre Kinder Johanna und Felix halten sich für Geschwister, dabei ist Felix Kind aus einer Nebenbeziehung. Stephan von Sala, ein Bekannter der Familie, kennt Johanna noch aus Kindertagen, mittlerweile ist sie Frau und damit für ihn interessant.

Viele mehr oder minder bedeutsame Nebenhandlungen werden angeschnitten, doch nicht umfassend begreiflich gemacht. Wer die Handlung aus Arthur Schnitzlers Vorlage nicht kennt, oder überflogen hat, tut sich schwer, folgen zu können, vieles wird gesprochen, besprochen, wenig passiert und noch weniger kommen die Schauspieler ins Erleben. Schriftsprache, die auf der Bühne umgesetzt wird, nur ohne, dass wirklich etwas passiert.

Genau definiert ist der Ort des Geschehens nicht, ein herrschaftliches Haus mit deckenhohen Türen, grau, in grau. Ein künstlicher Raum, Kulisse, vor der Schauspieler eine Geschichte erzählen. Was sie erzählen, erzählen sie in einer gleich bleibenden Monotonie, jegliche Dringlichkeit oder Etwas-Loswerden-Wollen geht unter. Leider kommen die Schauspieler nicht zum Zug, Facetten in Emotion und Spiel zeigen zu dürfen – die sie sicherlich haben.

Die deckenhohen Türen bieten viel Spielraum – „böten“, muss man korrigieren, denn bespielt werden könnten sie mehr. Noch nicht einmal zugeknallt werden sie, nur brav geschlossen. Wie ein Traum, an den man sich beim Aufwachen nur noch in schwarz-weiß zurückerinnern kann – und von dem nicht viel mehr, als ein bedrückendes Gefühl bleibt.

Text: Leah Wewoda
Bildrechte: Astrid Knie / Theater in der Josefstadt