Schöne Bescherungen

„Schöne Bescherungen“ // Burgtheater Wien // 01.12.2018

Besinnliche Weihnachten, Frohes Fest und Schöne Bescherungen – viel gesagte und gern gehörte Sätze um die Weihnachtszeit. Floskeln? Am Burgtheater Wien wirft „Schöne Bescherungen“ von Alan Ayckbourn in einer Inszenierung von Barbara Frey den Blick hinter die Kulissen – unter den Weihnachtsbaum. Und führt den Rest Besinnlichkeit vor, der bleibt, wenn Weihnachten mehr schlecht als recht verläuft.

Es brennt an allen Ecken und Enden. Die Geschenke müssen unter den Baum, bedenkliche Gerüche strömen aus der Küche, ein Gast fehlt immer noch.
Der normale Wahnsinn eben, die friedliche Familienzusammenkunft wird zusehends unfriedlicher. Wutausbrüche sind vorprogrammiert, der Alkohol fließt in Strömen, die Stimmung ist dahin bevor Stimmung aufkommen kann.
Es ist  ein Wohnzimmer wie jedes andere (Bettina Meyer Bühnenbild), in das man da blickt: spießig angehaucht, mit feinsäuberlichen Gardinen, einer ledernen Sitzgruppe, vergilbten Tapetenrändern. Beliebig.

In diese beliebige Kulisse fügt sich dann ein beliebiges Geschehen ein, Schocker sind Liebeleien unter dem Weihnachtsbaum oder Alkoholexzesse am frühen Morgen schon lange nicht mehr. Auch nicht 2018.

Katharina Lorenz (Belinda), Fabian Krüger (Clive)

Dem Wiener Publikum macht das nichts aus, scheinbar sorgen die platten Sketches für Aha-Momente à la „endlich bringt jemand auf die Bühne, wie es bei uns zuhause zugeht“, es wird viel gelacht. Bloß: Wo ist das Theater, wenn sich in den eigenen vier Wänden beinahe dasselbe Theater, in abgeschwächter Version vielleicht, abspielt? Nach einer Stunde schon der erste Blick auf die Uhr, nach der zweiten Stunde der erste Gähner, nach drei Stunden ist dann aber wirklich gut. In diesem Sinne: Frohes Fest.

Text: Leah Wewoda
Bildrechte: Reinhard Werner/Burgtheater