Literarische Kritik des „Zauberberg“ im Schauspiel Stuttgart
Warum muss am Ende immer einer nackt sein, frage ich mich. Ist es nur dann Theater, wenn mal wieder Tabugrenzen ausgetestet werden? Diese Postmoderne nervt mich mit ihrem verdrehten Unterhaltungsanspruch, ihrer Intermedialität und dem unbedingten Drang, das Publikum bei der Stange zu halten, dabei jedoch ihre Leidensfähigkeit bis aufs Äußerste zu strapazieren. Vor einigen Jahren habe ich in Stuttgart Nord einmal ein ganz modernes Stück gesehen: Eine Materialschlacht war das, in der am Ende alle Darsteller in Feinripp oder nichts dastanden und Pulver von der Decke rieselte, das auf ihren schweißüberströmten Körpern zu schäumen begann. Ich habe an sich nichts gegen Eklig, aber ich verstehe es meist nicht und Nacktszenen im Theater zielen meist darauf ab, dem Zuschauer Leid zu bereiten und ihn auf seine „Kunst(/Trink)festigkeit“ zu prüfen. Continue reading →